Sarah Niecke

THE PINK VALUE OF STRAWBERRIES (2021)


THE PINK VALUE OF STRAWBERRIES ist ein rosafarbener Block, es knirscht und kracht, wenn man sich dem leuchtenden Objekt nähert. Die Multimedia Installation besteht aus zwei zentralen Elementen: zwei massiven sowie zugleich fragmentarischen zarten miteinander verschränkten Styrodurkörpern und einer Videoprojektion, in der die Künstlerin repetitiv pinkfarbene Esspapierscheiben mit Erdbeergeschmack verspeist.
 
Styrodur fungiert in künstlerischen und gestalterischen Prozessen als Basismaterial im Modellbau, als Baustoff ist es ein Verkleidungs- und Isoliermaterial. In beiden Fällen besitzt es keine ästhetische Dimension. Es wird unsichtbar oder obsolet nach den Fertigungsprozessen.
 
THE PINK VALUE OF STRAWBERRIES fragt nach Wertzusammenhängen in und nach Produktionsprozessen. Das Kauen im Video ist ein grundlegender Vorgang organischen Lebens, der Energie erzeugt. Die Monotonie erinnert an fließbandartige Produktionen. Jeder Biss belebt die Skulptur und zerstört sie gleichermaßen. Die Bildeindrücke verschränken sich, das Material der Skulptur wird zu dem im Mund, die Bruchkanten der kleinen Oblaten tauchen als leuchtende geometrische Formen des Blocks wieder auf. Man spürt den Erdbeergeschmack, trocken, spröde, klebrig. Das Pink variiert durch das zirkulierende Licht, die einzelnen Bildteile in der Skulptur durchlaufen verschiedene affektive und temporäre Intervalle. 
Bei aller Verschmelzung der Formen, Materialien und Eindrücken zerbricht die liebliche pinkfarbene Einheitsfront mit jedem Knuspern. Der molare Block suggeriert, dass seine Existenz auf additiven Einzelteilen basiert. Aber die Teile sind nicht zu verorten; sie sind Artefakte des digitalen Bildes, Lichtimpulse und werden verdaut -  im Magen, in der Wahrnehmung, in der Zirkulation.
 
Was ist der Wert einer subtraktiven Form?