Larissa Peters

LICHTERMEER (2021)


Die Angst des Menschen vor der Dunkelheit erhellt alles. Licht ist kein Ort, sondern ein körperloser Zustand, der sich unglaublich erleichternd, sicher und frei anfühlt. Unser gesamter Lebensrhythmus findet im künstlichen Licht der Glühbirne statt. Poetische Naturphänomene wie das Lichtspiel der Glühwürmchen inspirieren uns hierfür und wecken die Neugier auf das mystisch-wohlige Geheimnis im Unsichtbaren. Sie veranlassen den Menschen jedoch auch dazu, raumübergeifend zu werden. Welchen Stellenwert haben Licht und Dunkelheit für den Menschen und was bedeutet dieses Bedürfnis nach Licht, Helligkeit und Sichtbarkeit für diese und andere Lebewesen?

Ein waldähnliches Dickicht aus mit biolumineszenten Algen gefüllten Glühbirnen und drei transparenten Objekten innerhalb eines dunklen Raumes bilden einen eigenen Lebensraum für die „Glühwürmchen des Meeres“. Besucher:innen treten heran und lösen durch Bewegung und Berührung das natürliche Leuchten der Algen aus. Algen und Besucher:innen stehen in Interaktion, verwandeln ihre Energie gemeinsam in Licht und illuminieren so die Installation. Quantenphysikalisch betrachtet bestehen wir selbst aus 100% reiner, veränderbarer Energie, welche durch das blaue Leuchten der Lebewesen sichtbar wird.

Besucher:innen begegnen hier zuerst einem unseren Lichtkonsum reflektierenden Gedanken fireflies still dancing?. Mit Kinderhand geschrieben ist dieser in drei Arcrylglasblöcke eingelassen und mit einer biolumineszenten Algenart befüllt worden. Eine metallene Pendelkonstruktion verbindet die Wort-Blöcke und ermöglicht eine längere Schwingung dieser, durch welche die Biolumineszenz der Lebewesen aktiviert werden kann. Seine schwebende und wiegende Kinetik regt bei den Besucher:innen eine Angst überwindende Neugierde auf Anfassen, Entdecken und Spielen an. Sie soll diese ermuntern, die erste Licht auslösende Bewegung in Gang zu bringen.

Beim weiteren Durchschreiten und Erforschen des dunklen Raumes entdeckt der:die Besucher:in 30 Glühbirnen. Umsichtige Bewegungsformen wie Schwingen, Anstoßen, Schütteln der Glühbirnen erlauben diesem auch hier das blaue Leuchten hervorzubringen. Die nun durch die Algen beseelten Glühbirnen als ein Symbol der Sicherheit und des Wohlbefindens lassen die beängstigende Dunkelheit weichen. Sie laden zum spielerischen Verhandeln der durch das eigene Angstgefühl definierten Licht- und Dunkelheitsbereiche, dem Biorhythmus des Raumes, in Abstimmung von seinen Bedürfnissen und denen der Natur ein.