Katharina Hamp

SCHREIN (2021)


Katharina Hamp beschäftigt sich mit dem Spannungsfeld von Mensch, Natur und Überwachungstechnologien. Pflanzen- und tierethische Fragen, sowie die Thematik des Artensterbens und der Überwachung von Lebensräumen fließen in ihre Arbeit mit ein.
 
In einer laboratorischen Versuchsanordnung werden in SCHREIN drei mit Spionglas beschichtete Lichtkästen mit konservierte Pflanzen nebeneinander gestellt. In jedem Kasten ist ausschließlich eine monochrome Lichtfarbe (rot, blau, grün) enthalten, welche vor der Ausstellung das Pflanzenwachstum angeregt und gesteuert hat. Durch das Spionglas werden die Pflanzen ins Unendliche gespiegelt, das Licht geht kurz aus und der:die Betrachter:in wird mit seinem eigenen Schauen konfrontiert.
 
Bestimmte Spektren des Lichts wurden den Pflanzen vorenthalten, sodass sie unterschiedliche physiognomische Ausprägungen erhalten haben. Die nun ausgestellten Pflanzen sind innerlich konserviert und scheinen nur lebendig zu sein, werden zu Reliquien. Der Wachstumsprozess wurde unterbrochen, der Verfall wird verzögert. Ein Festhalten des Moments bleibt aber unmöglich.
 
Früchte, Wurzeln und Blätter ernähren den Menschen, doch wie sieht das fruchtbare Lebewesen hinter den für den Menschen existenziellen Lebensmitteln aus? In SCHREIN werden nun Pflanzen, die im Alltag gedankenlos konsumiert werden, verehrt. Katharina Hamp greift Aspekte der Reliquienverehrung auf, um Dankbarkeit zu dem zurückzuführen, was wir wirklich verspeisen. In einer spätkapitalistischen und technisierten Welt zeigt sie, was Lebensmittel sind und bleiben: Mittel um zu leben.