Karen Fritz

DYNAMISCH-KONTINGENTES ELEMENTE SYSTEM (2018–2021)


Eine aus Halbkugel aus UV-beständiger PVC-Folie in einem Stahlgerüst ist mit 120 l Wasser gefüllt und bildet eine optische Linse, die das Licht einer Pflanzenzuchtlampe über ihr bündelt und eine 1,50 m große Projektion auf dem Boden erzeugt. Die Linse ist belebt: in ihr wachsen und schwimmen kugelförmige Marimo-Algen, eine im Wasser frei treibende Algenart. Am Boden in der Projektionsfläche befindet sich eine weitere Halbkugel, die ehemals als Linse genutzt wurde und nun in ihrer eingefallenen Form fixiert ist. Gängige Moosarten des mitteleuropäischen Waldes bilden, hermetisch abgeriegelt, in ihr einen eigenen Mikrokosmos, eine eigene Atmosphäre.

DYNAMISCH-KONTINGENTES ELEMENTE SYSTEM ist ein mobiles System, das die Dimensionen Zeit, Raum, Wetter und biologisches Leben behandelt. Bei Sonnenschein erzeugt die Linse in ihrem Brennpunkt Feuer, bei Regen wird sie zum Vergrößerungsglas der einfallenden Tropfen, in ihr wachsen Zoo- und Phytoplankton. Sie spiegelt ihre Umgebung und der fokussierte Sonnenstrahl, der die Skulptur umwandert, bettet sie in das Sonnensystem ein. 

Der Gewölbekeller des Zentrums für Internationale Lichtkunst ist, unbespielt, ein lichtferner Ort. Ausgestattet mit ihrer Nahrung, dem Licht, einem Filter und Wasser werden sich beide Mikrokosmen über die Dauer der Ausstellung unerwartet entwickeln. Ihrer natürlichen Umgebung entnommen befinden sie sich nun im Überlebensmodus. Sie transportieren, einer Erinnerung gleich, Bruchstücke des Waldes, in dem die Linse während der Pandemiezeit platziert war, in den Ausstellungsraum.