Jumi Kim

LIGHT ASSEMBLAGE (2021)


Es gibt keine eindeutige Antworten auf dieser Welt. Für Jumi Kim ist es irrelevant, ob es sich bei LIGHT ASSEMBLAGE um ein Gemälde oder eine Installation, um Text oder Textil, Partikel oder Wellen handelt. Was wir als Realität betrachten, ist eigentlich nur eine Mischung aus visuellen Fragmenten, die wir interpretieren. Was passiert durch eine einseitige, schwarz-weißene Definition, wo bleibt die Bandbreite an Nuancen, die sich dazwischen befinden?
 
Die fünf Objekte an der Wand sind eine Assemblage, bei dem anstelle eines weißen Leinentuchs unzählige schwarze Bänder am Leinwandrahmen befestigt und zwischen ihnen Lichtleitfasern gewebt werden, um sie mit der Beleuchtung zu verbinden. LIGHT ASSEMBLAGE versucht das Dazwischen zu benennen, das Konglomerat verschiedener Werkformen.
 
Das Aussehen der Fasern, die in kurzen und langen Formen zwischen den schwarzen Bändern leuchten, erinnert an ein Morsecode oder ein Gewebe. Das Wort Text (lat. textus) bedeutet “Textil” und stammt aus dem lateinischen Verb texere, „weben“. Schreiben bedeutet, Texte zu weben. Es ist die Kodierung von Ideen durch das Flechten von Buchstaben. Jumi Kim visualisiert ihre Idee, indem sie Materialien anstelle von Buchstaben ineinander webt. Daher ist das auf diese Weise erstellte Werk sowohl Textil als auch Text.
 
Im Bereich der Malerei visualisiert man seine Ideen häufig mit Farben auf einer weißen Leinwand. Jumi Kim entfernt jedoch den Stoff von der weißen Leinwand und befestigt stattdessen ein schwarzes Band. Darüber hinaus verbindet sie Fasern mit LED-Stripes, die auf beiden Seiten des Leinwandrahmens installiert sind, um Dreidimensionalität zu erzeugen. Die ursprüngliche Leinwand hängt nun wie ein Gemälde in einem Kunstmuseum, ist jedoch dreidimensional als auch flach.
 
Das Herzstück der Arbeit ist das Licht. Licht besteht aus Partikeln und Energie und kann daher als Substanz betrachtet werden. Aus einem anderen Blickwinkel erscheint das Licht als Welle, da es keine Masse hat und sich ohne Medium ausbreitet. Obwohl man das Licht nicht eindeutig als Partikel oder Welle definieren kann, bewegt es sich kontinuierlich gerade aus. Durch den Fluss des Lichtes ist das Kunstwerk im ständigen Wandel. Durch die Eigenschaft des Lichtes der immer fortwährenden Bewegung kann man behaupten, dass dieses Werk nie ganz vergeht und somit in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft existiert. Auf diese Weise versucht Jumi Kim, die Grenzen zwischen Schreiben und Weben, dreidimensional und flach, Vergangenheit und Gegenwart zu durchbrechen und Ambiguität einer Aussage auszudrücken.